Von üppiglichen Dingen (Jacob Meiland)

From ChoralWiki
Jump to navigation Jump to search

Music files

L E G E N D Disclaimer How to download
ICON SOURCE
Icon_pdf.gif Pdf
Icon_mp3.gif Mp3
MusicXML.png MusicXML
Logo_capella-software_kurz_2011_16x16.png Capella
File details.gif File details
Question.gif Help
  • (Posted 2022-02-20)  CPDL #68104:         
Editor: Gerhard Weydt (submitted 2022-02-20).   Score information: A4, 27 pages, 586 kB   Copyright: CPDL
Edition notes:

General Information

Title: Von üppiglichen Dingen
Composer: Jacob Meiland
Lyricist: Hans Hesseloher
Number of voices: 5vv   Voicing: SATTB
Genre: SecularPartsong

Language: German
Instruments: A cappella

First published: 1590 Cygneae cantiones (Jacob Meiland), no. 19
Description: The text of this work was at and before Meiland's lifetime a well-known poem describing a quarrel among peasants, albeit with less contempt shown than in many other literary works. The text used by Meiland differs from the other two known versions (Ambraser Liederbuch and the publication in Erk-Böhme) in many instances, but mostly in detail. Meiland uses the first 12 of the 13 stanzas (which describe the actual happenings), combining three of them each in on of the four parts of his work. He uses slightly variated versions of the traditional melody, as provided by Erk-Böhme, in one of the voices, e. g. for the three sections of the first part in the Discantus, Tenor and Quinta vox parts,respectively.

External websites:

Original text and translations

The text is extremely unreliable here, spelling variants abound, even amounting to totally different words being used in the various voices. The words in this column therefore have been maintained, but the spelling is adapted to modern use (at least, where there is one).

German.png German text

Von üppiglichen Dingen
so woll’n wir heben an
ein neues Lied zu singen,
was ich gesehen han.
Es g’schah an einem Tanze,
an einem Abend spat,
da sah ich herein schwanzen
ein Magd mit einem Kranze,
war glatt von Staat,
in hübscher Wad,
die Magd war grad,
der Baur trug an ein Panzer,
der mit ihr herum trat.

Zu tanzen hatt’ er Willen,
zu fechten hatt’ er Lust,
im Kopf hatt’ er viel Grillen,
das stieß ihm an sein Brust
Wo er ein‘ möcht bekommen,
den nächsten, den er sah,
er macht’ gar viel des Krummen
nach Art und Weis der Dummen,
Ihm g’schach sehr jach
nach Ungemach,
Schläg, Stich und Rach
hatt’ er ihm fürgenommen
Zu üben mannigfach.

Er zog selbst an den Reihen
wohl zu der selben Fahrt,
damit er sich möcht zweien
mit seinem Widerpart,
zu dem er trug ein Grollen,
den stieß er mit Gefehr,
hieß ihn damit ein Knollen,
ein trunknen und ein vollen.
Er war nicht leer an Tat und Ehr
und flucht ihm sehr;
damit schlug er den Knollen
wohl nieder zu der Erd.

Instead of annotations to at least a fourth or a fifth of the words where the current meaning is different from that of the fifteenth century, a continuous "translation" into modern German is provided. Still some phrases remain dubious.

German.png German translation

Von frechen Geschehnissen
wollen wir beginnen,
ein neues Lied zu singen,
was ich gesehen habe.
Es geschah bei einem Tanze,
an einem Abend spät,
da sah ich herein stolzieren
ein Mädchen mit einem Kranze,
sie war von glänzender Pracht,
in hübscher Kleidung,
das Mädchen war wohlgestaltet,
der Bauer, der mit ihr tanzte,
trug feste Kleidung.

Er war gewillt zu tanzen,
zu kämpfen hatte er Lust,
im Kopf hatte er viele Launen,
das entzündete seine Brust,
wo er jemand zum Streiten fände,
den nächsten, den er sah,
er wand sich hin und her
nach Art und Weise der Dummen.
ihm war sehr heftig
nach Zwist,
Schläge, Stiche und Rache
hatte er sich vorgenommen
auszuteilen mannigfach.

Er selbst begann den Reigen
zu dieser Übeltat,
damit er sich streiten möge
mit seinem Gegner,
auf den hatte er einen Groll,
den stieß er mit böser Absicht,
nannte ihn dabei einen Klotz,
einen trunkenen und vollen.
Er war nicht ohne Tatkraft und Ehre
und fluchte sehr auf ihn;
da schlug er den Klotz
nieder zur Erde.

The translation tries to follow the German text closely, to help understanding it, so it may sometimes be somewhat awkward. In some cases the meaning even in German seems doubtful, which is probably reflected in the English version.

English.png English translation

Of ribald acts
we shall begin
to sing a new song,
which I have seen.
It happened at a dance,
late one evening,
when I saw prancing in
a maid with a wreath,
of gleaming splendour,
prettily clothed,
the maid was well-built,
the peasant who danced with her
wore strong clothing.

He wanted to dance,
and he was keen on fighting,
his head was full of whims,
this kindled his temper,
to find someone to quarrel with,
the next one he would see,
he wriggled about
in the manner of the stupid,
he had a fierce desire
for scuffle,
beats, stabs and evenge
he was intent on
dealing out frequently.

He himself made the first step
to this mischieve,
intent on quarrelling
with his adversary,
he bore him ill will,
he bumped him with evil intent,
called him a chump,
a drunken and sozzled one.
He wasn’t without energy or honour
and cursed him heavily;
then he knocked him
down to earth.

Secunda pars

 

Da kam sein Bruder Stefan
mit seinem rostigen Spieß,
er trug ein krummen Säbel,
sprach: des trag ich Verdrieß,
tut dich der Buckel jucken,
so reib dich her an mich,
du meinst, du wollst mich drücken.
Sein Säbel tät er zücken,
Hüt dich, sag ich,
tritt hindersich,
kein Wort nicht sprich,
ich hau in dich ein Lücken
und geb dir einen Stich.

Von ferne stund sein Vetter
und höret diesen Strauß.
Fürwahr, sein da nicht Retter,
so wird ein Lärmen draus.
Als üppig tut er scherzen,
mein Ohm ist immer dran,
er lässt sich niemand tretzen 5,
wenn er sitzt bei der Metzen.
Kommt an alsdann,
wer fechten kann, lass redlich gan,
eh er sich dann lässt setzen.
Er fing ein Jammern an.

Das tät dem Üppig’n Zorne,
er tobt so fast als eh,
er sprach: ich will rumoren,
ich acht nit, was es g’steh,
ich hab in meinem Stalle
zwei Ross und zehen Rind,
die will ich wagen alle,
und geb dir eins auf Schnalle,
geschwind, nicht lind,
dass du wirst blind, du Hurenkind,
geh heim und lass dein Kallen,
eh ich dir’s Maul verbind.

 

Da kam sein Bruder Stefan
mit seinem rostigen Spieß,
er trug einen krummen Säbel,
sprach: das bereitet mir Verdruss,
juckt dich dein Buckel,
dann komm her zu mir,
du meinst, du willst mich bedrängen.
Er zückte seinen Säbel.
Hüte dich, sage ich,
tritt zurück,
sprich kein Wort,
ich haue in dich eine Wunde
und steche dich.

In der Ferne stand sein Vetter
und vernahm diesen Zwist:
„Fürwahr, wenn da niemand eingreift,
dann wird daraus ein lauter Streit.
Denn frech spielt er sich auf,
mein Ohm6 ist immer dabei,
er lässt sich von niemand reizen,
wenn er bei den Mädchen hockt;
wenn dann einer kommt,
der kämpfen kann, dann tut er das redlich
bevor sich wieder setzt.“
Er begann zu jammern.

Das machte den Frechen zornig,
er tobte so stark wie zuvor,
er sprach: Ich will zanken,
es ist mir egal,was es kostet;
ich hab in meinem Stalle
zwei Rösser und zehn Rinder,
die will ich alle wagen,
und geb dir eins auf den Schnabel,
geschwind, nicht sanft,
dass du wirst blind, du Hurenkind,
geh heim und lass dein Schreien,
ehe ich dir das Maul verbinde.

 

Then came his brother Steven
with his rusty spear,
he wore a twisted sabre,
said: that annoys me,
if you want to get some beating,
come hither,
you mean to press me.
He drew his sabre,
said, be careful,
stay back,
don’t say a word,
I’llcut a wound into you
and stab you.

In the distance stood his cousin
and became aware of the dispute.
Truly, if nobody will step in,
there will be a great conflict.
For he scts impertinently,
my parent is always at it,
he will no one let offend him
when he sits by a young girl;
if any one is coming
that can fight, then he deals out honestly
before sitting down again.
He started moaning.

That enraged the brash one,
he blustered as much as before,
he said: I will quarrel,
I don’t mind how much it wil cost;
I have in my stable
two horses and ten cattle,
I’ll wage them all,
and I’ll deal out something to shut up,
quickly, not gently,
to make you blind, you son of a whore,
go home and stop screaming,
before I tie up your mouth.

Tertia pars

 

Da reget sich hinwider
der erst der vor ihm lag,
er sprach: ich bin nicht bieder,
wo ich dir’s halb vertrag.
Es bleibt nicht ungerochen
wohl durch die Freunde mein,
darum so lass dein Pochen,
oder wirst von mir erstochen.
Steck ein, lass sein,
behalt das dein
in deinem Schrein,
geh heim und lass dir kochen
dafür ein dicken Brei.

Erst hub sich ein Scharmützel
gleich wie im wilden Heer,
von Rauschen und von Glitzen,
von Harnisch und von Gewehr,
Kurzweil ,die tät verleschen
von solcher Haderei.
Da zuckten viel die Raschen
und schlugn, als wolten sie dreschen.
Ein’r schrei: herbei, was freudig sei,
da zwei, da drei
gab ein’r dem andern Taschen,
dass platzet wie das Blei.

Da hub ein Weib gar sehre:
Waffen! zu schreien an,
Ach, heut und immermehre,
wo ist doch unser Mann?
Da sprach das kleine Gretlin:
Sieh, dort liegt er in Not,
mit einem Loch im Schädel,
gehauen im bösen Wedel.
Ach Gott, nicht lass!
Bring für sein Tod
vom Bäcker drat
ein neugebacken Fladen 3,
sein Kraft er wieder hat.

 

Da regt sich indessen
der erste, der vor ihm lag,
der sprach: ich bin nicht rechtschaffen,
wenn ich es nur halb von dir erdulde.
Es bleibt nicht ungerächt
durch meine Freunde,
darum lass dein Bedrängen,
oder du wirst von mir erstochen.
Steck ein, lass sein,
behalte das deinige
in deinem Haus,
geh heim und lass dir kochen
dafür ein dicken Brei.

Es erhob sich ein Scharmützel
gleich wie im wilden Heer,
von Lärmen und von Glänzen,
von Harnisch und Waffen,
das Vergnügen erlöschte
von solcher Zwietracht,
Da überkam viele die Rage,
und sie schlugen, als wollten sie dreschen.
Einer schrie: Herbei, wer tapfer3 ist,
da zwei, da drei,
gab einer dem andern flache Schläge,
dass es knallt wie das Blei.

Da fing ein Weib sehr laut
„Alarm!“ zu schreien an,
„Ach, heut und immermehr,
wo ist denn unser Mann?“
Da sprach das kleine Gretlein:
„Sieh, dort liegt er in Not,
mit einem Loch im Schädel,
gehauen zu böser Zeit.“
Ach Gott, lass es nicht zu!
Bring vor seinem Tod
vom Bäcker schnell
einen neugebackenen Fladen,
er hat seine Kraft wieder.

 

Meanwhile the first one did move,
who lay before him,
he said: I won’t be honest,
if I only by half suffer this from you.
I will not pass unrevenged
by my friends,
hence stop your pestering,
or you will be stabbed by me.
Pouch it, let it,
keep it to you
in your abode,
ge home and let them cook
a thick porridge for you.

Then there started a row,
like in the wild army,
of noise and sparkle,
of armour and weapon,
the pleasure did vanish
by such brawl.
Many were overcome by rage,
and they stroke as if they were thrashing.
One called: come on every brave one,
here two, there three
dealt blows to each other,
such that it banged like lead.

Then a woman loudly
started to cry: “Alarm!
Oh, today an never,
where’s our man?”
The little Maggie said:
“Behold, here he lies in distress,
a hole in his scull,
hewn in a bad moment.”
Oh Good, don’t suffer it.
Bring him, before he dies,
quickly from the baker
a newly baked (flat) cake:
he’s got back his strength.

Quarta pars

 

Der Amtmann war unfriedig 2,
er wollt nit bieten Fried,
bis sie all wurden blutig.
Zuletzt da half es nicht,
mit Dreschel, Mess’r und Stangen,
mit Schwerten schlugen sie,
hauten sich durch Nas und Wangen,
und was ein’r mocht erlangen.
Sie zwar all’s bar
bezahlten gar,
ihr’r kein’r nahm wahr,
wo jeder lag am Rangen.
Glück hat an ihm sein Spar.

Ihr’r wurden viel versehret,
verwund’t bis in den Tod,
ihr Freud sich da verkehret
in Jammer und in Not,
ihr’r einen musst man laben,
die Sach was gar verheit,
den andern gar vergraben,
der dritt trug viel des blawen.
Das geit der Neid
zu solcher Zeit
im Widerstreit
von solchen öden Knaben,
dass mancher niederleit.

Zwar solcher Zank und Hader
Verderbt die Herrschaft nicht,
den Richter und den Bader,
und auch den Pfarrherrn nicht,
die vier sein wohl genießen
viel bass dann der ist wund,
es tut ihn’n wohl entsprießen,
den freidigen 4 verdrießen,
bei Pfund [Bund] zu Stund
tut man ihn’n kund
den rechten Grund,
zu tätgen5 und zu büßen
geben sie mannig Pfund.

1 Meiland hat "trotzen", die anderen Quellen aber "tretzen", "trätzen", was mehr Sinn ergibt. 2 in den anderen Quellen: unfrutig = nicht eifrig, zögerlich 3 Erk-Böhme: Flädel; Ambraser Liederbuch: fiedel. Möglicherweise fledel, flede, fliedel, fliete = Phlebotum, Lasseisen (Skalpell) zum Aderlass. Aber der Bezug zum Bäcker irritiert trotzdem. 4 soll nach den anderen Quellen frutig = tapfer, eifrig, munter sein 5 tädgen: teidingen, tädingen usw.: (gerichtlich) verhandeln, vermitteln, übereinkommen

 

Der Amtmann war zögerlich,
er wollte nicht Frieden gebieten,
bis sie alle bluteten.
Zuletzt half es nichts,
mit Dreschflegeln, Messern und Stangen,
mit Schwertern schlugen sie,
hauten sich durch Nase und Wangen
und was ein jeder mochte erreichen.
Sie bezahlten zwar
alles bar,
ihrer keiner nahm wahr,
wo jeder lag am Rain.
Das Glück hatte ihn ausgelassen.

Viele von ihnen wurden versehrt,
verwundet bis zum Tod,
ihre Freude hat sich da verwandelt
in Jammer und Not,
einen von ihnen musste man wiederbeleben,
er war völlig zerschlagen,
den andern gar begraben,
der dritte trug arge Blessuren davon.
Das gibt der Neid
zu solcher Zeit
im Widerstreit
von solchen nichtswürdigen Knaben,
dass mancher daniederliegt.

Zwar solcher Zank und Hader
schadet der Herrschaft nicht,
dem Richter und dem Bader,
und auch dem Pfarrherrn nicht,
die vier genießen das wohl
viel besser als der, der verwundet ist,
es gedeiht ihnen wohl,
es verdrießt den Hurtigen,
mit Geldstrafen zur Stunde
tut man ihnen kund
den rechten Grund,
zu schlichten und zu büßen,
geben sie manches Pfund.

Translation by Gerhard Weydt

6 hier einfach: naher Verwandter

 

The bailiff was hesitant,
he did not call for peace
before all did bleed.
At last there was no help,
they fought with flails, knives and sticks,
and with swords,
cut through noses and cheeks,
whatever one would be able to reach.
Indeed they paid all
in cash,
none of them noticed
where the others were lying.
Luck had left him.

Many of them were injure,
wounded to deth,
their joy was turned
into misery and distress,
one of them had to be revived,
he was completely battered,
the other one had to be buried,
he third one had many heavy wounds.
Such is conferred by envy,
at those moments
in the conflict
of such wothless knaves,
that many a one is laid down.

Admittedly such quarrel and strife
does not spoil the lord,
the judge or the surgeon,
and the parson,
these four enjoy it
much better then he who is wounded,
it does them good,
it annoys the rash one,
by a fine now
they are shown
the reason,
to settle and amend
they pay many a pound.

Translation by Gerhard Weydt