Lustgarten neuer teutscher Gesäng (Hans Leo Hassler)

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Title page

General information

Title: Lustgarten neuer teutscher Gesäng, Balletti, Gaillarden und Intraden
Editors / Compilers: Hans Leo Hassler

Genre: SecularMadrigal

Language: German

Publication date and place: 1601 .

Description: The Lustgarten neuer teutscher Gesang, Balletti, Galliarden und Intraden, which contains thirty-nine vocal and eleven instrumental pieces, is Hassler’s most renowned collection of lieder. Within this work, Hassler published dance collections for four, five, or six string or wind instruments with voice and without continuo.

External websites:

Contents

No Title Notice Voices
01 Ach Fräulein zart, du bist mein Herz 4
02 Ein alter Greis wolt ein jungs Maidlein 4
03 Ich habs gewagt und zugesagt 4
04 Ach Lieb, hier ist das Herze 4
05 Ach Schatz, ich sing und lache 4
06 Mein Hertz, das mir hast gstohlen 4
07 Mit dein lieblichen Augen 4
08 Mir traumt in einer Nacht Erster Teil 4
09 Und ich vor Freud demütiglich Ander Teil 4
10 Drauf jrn schönen roten Mund Dritter Teil 4
11 Ein Bräutlein wolt nit gehn zu Bett Erster Teil 4
12 Als der Bräutigam auf gut Glück Ander Teil 4
13 Und sagt in solcher Brünstigkeit Dritter Teil 4
14 Darum ward er sehr ausgelacht Vierter Teil 4
15 All Lust und Freud Gagliarda 4
16 Wer liebt aus treuem Herzen Tanz 5
17 Zu dir steht all mein Sinn Tanz 5
18 Nun lasst uns fröhlich sein Tanz 5
19 Ach weh des Leiden 5
20 Tanzen und springen Gagliarda 5
21 Vor Freuden will ich singen 5
22 Unter alln auf dieser Erden Tanz 5
23 Ich hab dir zu wol getrauet 5
24 Mein Gmüth ist mir verwirret 5
25 Reichlich mit schön und tugend Tanz 5
26 Hört zu all die jr Tugend kennt 5
27 Ach weh der grossen Pein Erster Teil 5
28 Und weicht von mir gar fern Ander Teil 5
29 Ach süsse Seel, mich nicht so quel Erster Teil 6
30 Drum herzigs Herz Ander Teil 6
31 Gar lang thet ich nach einer Jungfrau 6
32 Nun hat ein End mein Klagen 6
33 Ich sing und spring, will alles trauren 6
34 Wer singt, der sing, dass es wol kling 6
35 Ihr Musici, frisch auf und lasst doch hören 6
36 Gleich wie ein Hirsch gejaget von den Hunden 6
37 Kein grösser Freud hett ich auf dieser Erden 8
38 Im kühlen Maien tun sich all Ding erfreuen 8
39 Ich bring meim Bruder ein guten Trunck 8
40 Prima Intrada 6
41 Secunda Intrada 6
42 Tertia Intrada 6
43 Quarta Intrada 6
44 Quinta Intrada 6
45 Sexta Intrada 6
46 Septima Intrada 6
47 Octava Intrada 6
48 Nona Intrada 6
49 Decima Intrada 6
50 Gagliarda 6

Works at CPDL

Title Year No. Genre Subgenre Vo. Voices
Ach Schatz, ich sing und lache 1601 5 Secular Partsongs 4 SSAA
Ach weh des Leiden 1601 19 Secular Partsongs 5 SSATB
All Lust und Freud 1601 15 Secular Partsongs 4 SATB
Ihr Musici, frisch auf 1601 35 Secular Madrigals 6 SSATTB, SSATBB
Im külen Mäyen 1601 38 Secular Partsongs 8 SATB.SATB
Kein grösser Freud 1601 37 Secular Partsongs 8 SATB.SATB
Mein G'müth ist mir verwirret 1601 24 Secular Partsongs 5 SATTB, SATBB
O caput cruentatum, BWV 244.44 1601 24 Sacred Chorales 4 SATB
Tanzen und Springen 1601 20 Secular Partsongs 5 SSATB
Unter all'n auf dieser Erden 1601 22 Secular Partsongs 5 SSATB


Further information

Excerpts from forword to Breitkopf & Härtel edition 1887, Dr. Friedrich Zelle, Berlin March 1886:

Hassler genoss schon zu Lebzeiten einen großen Ruf als Komponist und der Ratsmann G. Volkhamer in Nürnberg bezeichnet ihn in seinen Berichten an den Magistrat als Komponisten, über den keine Zweifel herrschen, „dass diser Zeit seins gleichen In Teutschland nitt Ist, vnd auch vnter den Teutschen biss auf dise Zeit kein solcher Componist gefunden worden …“
Seine Leistungen im deutschen Kirchenliede haben bereits ihre Würdigung gefunden und sind durch neue Ausgaben Jedermann zugänglich. Die vorliegende Sammlung, der Lustgarten, fällt in die reifste Zeit seiner Künstlerlaufbahn und er schlägt hier einen Weg ein, der für künftige Zeiten maßgebend wurde und das deutsche Lied den Händen der Niederländer entriss und wieder zu Ehren brachte.

Das deutsche mehrstimmige Lied war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch die Pflege der bedeutendsten deutschen Komponisten zu hoher Blüte gelangt. Heinrich FinckHeinrich Isaac, Thomas Stoltzer, Ludwig Senfl und viele kleinere Komponisten hatten ihre besten Kräfte daran gewandt. Der Tenor — mit wenigen Ausnahmen — war der Träger der Melodie und sang entweder eine vom Komponisten neu erfundene Weise, oder entnahm dem alten deut-schen Liederschatze eine allgemein bekannte Melodie, die schon in formeller Weise : Vorder-, Mittel- und Nachsatz, als kleines Meisterstück dastand. Die übrigen Stimmen kontrapunktierten mit den melodischen Motiven des Cantus firmus oder in freier Weise und sangen in langathmigen Perioden und melodisch ausgesponnenen Cadenzen. Um 1550 erschien in Nürnberg bei Berg und Neuber die letzte Sammlung dieser Kunstblüten und mit Ludwig Senfl († 1555) starb auch das deutsche Lied dahin. Deutschland wurde zu dieser Zeit von niederländischen Musikern überschwemmt, die nicht nur die höchsten Kapellmeisterposten an den deutschen Höfen bekleideten, sondern auch sonst alle hervorragenden Musikerposten inne hatten. So Matthaeus Le Maistre in Dresden, Orlandus Lassus in München, Jacob Vaet und Philipp de Monte in Wien, Alexander Utenthal in Innsbruck, außerdem die fleißigen Komponisten Ivo de Vento, Christian Hollander, Jacob Regnart u. a. weniger bedeutende. Jeder derselben befleißigte sich deutsche Lieder zu komponiren. Die Texte entnahmen sie zum Teil den älteren Liederbüchern; anfänglich, besonders Le Maistre, verwendeten sie auch anklangsweise noch die alten Melodieen, doch geschah dies weniger aus innerem Drange als aus spekulativer Berechnung und verschwanden dieselben nach wenigen Jahren völlig. Besonderes Gefallen erregten die Regnart‘schen dreistimmigen Lieder, die eigentlich eine Persiflage des volkstümlichen Gesanges waren, denn derselbe lässt die Stimmen sehr oft recht auffällig in Quintenparallelen gehen, wie damals wohl das gemeine Volk noch gesungen haben mag. Die Kompositionsweise hatte binnen wenigen Jahren einen völlig veränderten Charakter erhalten. Der Cantus firmus war verschwunden und mit ihm die alten Weisen; aus dem kontrapunktischen Gewebe der Stimmen war eine mehr harmonische Behandlung derselben entstanden und die langathmigen Perioden hatten sich in kurze, oft recht trockene Motive aufgelöst. Die zusammenhängende Melodie war einem Aneinanderreihen von kurzen Motiven gewichen, und der Text wurde Note für Note ausgesprochen, ohne demselben in seinen tieferen Empfindungen irgend wie gerecht zu werden. Das deutsche Lied war und blieb den Niederländern eine fremde Sprache.

Das deutsche Nachahmungs-Naturell machte sich die neue Kompositions-Gattung bald zu eigen, ohne jedoch irgend welche Besserung herbeizuführen. Selbst der begabte Leonhard Lechner war nicht imstande, der Verirrung Meister zu werden, ließ sich sogar herbei, die Regnart'schen dreistimmigen Lieder zu 5 Stimmen umzuarbeiten. Während das deutsche Lied soweit herabgesunken war, entfaltete die Motette und das italienische Madrigal seine herrlichsten Blüten und erreichte seine höchste Vollendung. Da trat Hassler als Retter und Neubegründer des deutschen Liedes auf. Was er bereits 1596 mit seiner Sammlung „Neue teutsche gesang nach art der welschen Madrigalien und Canzonetten“ angestrebt hatte, vollendete er in meisterhafter Weise in seinem Lustgarten von 1601. Die einstige Behandlung des deutschen Liedes gehörte bereits der Geschichte an, die alten Weisen waren verklungen und neue an ihre Stelle getreten, doch nicht hieran knüpfte er seine Reform an, sondern aus eigenem Drange schuf er neue Gebilde und aus Dichtkunst und Musik ein einheitliches Kunstwerk.*) Der harmonische Wohlklang war bereits zum Gesetz geworden und H. verstand es meisterlich, ihn zum Diener seiner Ideen zu machen. Die Oberstimme erhob er zur melodietragenden, während er durch Imitation Leben in die übrigen Stimmen brachte und durch eine sachgemäße Deklamation den Text zur Erhöhung und Charakteristik des musikalischen Ausdruckes heranzog. Wie empfindungsvoll und gesangreich seine Melodieen sind, erkannten schon seine Zeitgenossen und bereits im Jahre 1613 wurde die Oberstimme des fünfstimmigen Liedes Nr. 24 der vorliegenden Sammlung: „Mein Gemüth ist mir verwirret“ dem geistlichen Liede „Herzlich thut mich verlangen“ untergelegt, welches später dem Gerhardschen Liede: „0 Haupt voll Blut und Wunden“ wich.

Auch dem Tanzliede weihte Hassler seine Kräfte und hat von Nr. 16 ab eine Reihe der lieblichsten Sätze geschaffen, die sich ganz dem alten Gebrauche fügen und einen Nachtanz (Proportio) anfügen, der im Tripeltakt den Hauptsatz wiederholt.

Die achtstimmigen Lieder schließen sich genau dem italienischen Madrigale an, wie es bereits Palestrina behandelte. Der zweite Chor folgt dem ersten wie ein Echo und wirkungsvoll ist das zeitweise gemeinsame Eintreten beider Chöre.

Als besonders ansprechend und wertvoll ließen sich folgende Lieder bezeichnen: Nr. 1, 2, 4, 5, 8, 16, 19, 24, 25, 26, 27, 29, 30, 32, 33, 37 und 38. Melchior Franck, der schon wenige Jahre darauf mit seinen deutschen Liedern folgte, trat in die Fußstapfen seines großen Vorgängers und was ihm die Natur an Tiefe der Empfindung versagte, ersetzte er durch eine leicht ansprechende und doch edle Weise, und durch die Bestrebungen beider Männer gelangte das deutsche Lied wieder zu Ehren, als eine besondere Eigenartigkeit des deutschen Volkes, die ihm kein anderes streitig zu machen im Stande ist.

Der Lustgarten von Hassler eignet sich ganz besonders dazu unseren Gesangvereinen neues Material zuzuführen, doch wird es hin und wieder nötig sein, den Text zu revidieren, resp. umzuändern, wenn auch nicht in seinem ganzen Umfange (mit Ausnahme von Nr. 11-14), doch in einzelnen derben Ausdrücken, die für unsere Zeit nicht mehr passen. Man war in damaliger Zeit weniger empfindsam gegen gewisse Anzüglichkeiten, vielleicht auch unbefangener und derber in den Sitten. …

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  • ) Dass Hassler auch seine Texte selbst gedichtet hat, ergibt sich aus der Vorrede zu: Neue Teutsche gesang. „Dieweyl täglich vil schöner Gesang in lateinischer und welscher sprache in Truck aussgehn und wenig in Teiitscher sprach — so doch nit jedermann Lateinisch und Welsch verstehet — habe ich meinem geringen vermögen nach die Gesang sampt Worten oder Texten componirt.“