Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld

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Author: Paul Gerhardt, 1647.

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Text and translations

German.png German text

Version 1 (87. 87. 887. 887)

1. Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
Der Welt und ihrer Kinder;
Es geht und büßet in Geduld
Die Sünden aller Sünder.
Es geht dahin, wird matt und krank,
Ergibt sich auf die Würgebank,
Verzeiht sich allen Freuden;
Es nimmet an Schmach, Hohn und Spott,
Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod
Und spricht: Ich wills gern leiden.

2. Das Lämmlein ist der große Freund
Und Heiland meiner Seelen;
Den, den hat Gott zum Sündenfeind
Und Sühner wollen wählen.
»Geh hin, mein Kind, und nimm dich an
Der Kinder, die ich ausgetan
Zur Straf und Zornesruten;
Die Straf ist schwer, der Zorn ist groß;
Du kannst und sollst sie machen los
Durch Sterben und durch Bluten.«

3. »Ja, Vater, ja von Herzensgrund,
Leg auf, ich will dirs tragen.
Mein Wollen hängt an deinem Mund;
Mein Wirken ist dein Sagen.«
O Wunderlieb, o Liebesmacht,
Du kannst, was nie kein Mensch gedacht,
Gott seinem Sohn abzwingen.
O Liebe, Liebe, du bist stark,
Du strecktest den ins Grab und Sarg,
Vor dem die Felsen springen.

4. Du marterst ihn am Kreuzesstamm
Mit Nägeln und mit Spießen;
Du schlachtest ihn als wie ein Lamm,
Machst Herz und Adern fließen:
Das Herze mit der Seufzer Kraft,
Die Adern mit dem edlen Saft
Des purpurroten Blutes.
O süßes Lamm, was soll ich dir
Erweisen dafür, daß du mir
Erweisest so viel Gutes?

5. Mein Lebetage will ich dich
Aus meinem Sinn nicht lassen;
Dich will ich stets, gleich wie du mich,
Mit Liebesarmen fassen.
Du sollst sein meines Herzens Licht,
Und wenn mein Herz in Stücken bricht,
Sollst du mein Herze bleiben.
Ich will mich dir, mein höchster Ruhm,
Hiermit zu deinem Eigentum
Beständiglich verschreiben.

6. Ich will von deiner Lieblichkeit
Bei Nacht und Tage singen,
Mich selbst auch dir nach Möglichkeit
Zum Freubringen.
Mein Bach des Lebens soll sich dir
Und deinem Namen für und für
In Dankbarkeit ergießen;
Und was du mir zu gut getan,
Das will ich stets, so tief ich kann,
In mein Gedächtnis schließen.

7. Erweitre dich, mein Herzensschrein,
Du sollst ein Schatzhaus werden
Der Schätze, die viel größer sein
Als Himmel, Meer und Erden.
Weg mit dem Gold Arabia!
Weg Kalmus, Myrrhen, Kassia!
Ich hab ein Bessers funden:
Mein großer Schatz, Herr Jesu Christ,
Ist dieses, was geflossen ist
Aus deines Leibes Wunden.

8. Das soll und will ich mir zu nutz
Zu allen Zeiten machen;
Im Streite soll es sein mein Schutz,
In Traurigkeit mein Lachen,
In Fröhlichkeit mein Saitenspiel,
Und wenn mir nichts mehr schmecken will,
Soll mich dies Manna speisen.
Im Durst solls sein mein Wasserquell,
In Einsamkeit mein Sprachgesell
Zu Haus und auch auf Reisen.

9. Was schadet mir des Todes Gift?
Dein Blut, das ist mein Leben.
Wenn mich der Sonnen Hitze trifft,
So kann mirs Schatten geben.
Setzt mir der Wehmut Schmerzen zu,
So find ich bei dir meine Ruh
Als auf dem Bett ein Kranker.
Und wenn des Kreuzes Ungestüm
Mein Schifflein treibet üm und üm,
So bist du dann mein Anker.

10. Wenn endlich ich soll treten ein
In deines Reiches Freuden,
So soll dies Blut mein Purpur sein,
Ich will mich darin kleiden;
Es soll sein meines Hauptes Kron,
In welcher ich will vor dem Thron
Des höchsten Vaters gehen
Und dir, dem er mich anvertraut,
Als eine wohlgeschmückte Braut
An deiner Seite stehen.

 

Version 2 (87. 87. 88. 87.)

1. Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
der Welt und ihrer Kinder,
es geht und träget mit Geduld
die Sünden aller Sünder;

es geht dahin, wird matt und krank,
ergibt sich auf der Würgebank,
er nimmt auf sich Schmach, Hohn und Spott,
Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod
und spricht: ich will's gern leiden.

2. Das Lämmlein ist der große Freund
und Heiland meiner Seelen,
den hat Gott zum Sündenfeind
und Sühner wollen wählen.

"Geh hin, mein Kind, und nimm dich an
der Kinder, die ich ausgetan
die Straf' ist schwer, der Zorn ist groß,
du kannst und sollst sie machen los
durch Sterben und durch Bluten."

3. "Ja, Vater, ja von Herzensgrund,
leg auf, ich will dir's tragen;
mein Wollen hängt an deinem Mund,
mein Wirken ist dein Sagen."

O Wunderlieb', o Liebesmacht,
du kannst, was nie kein Mensch gedacht,
O Liebe, Liebe, du bist stark,
du streckest den in Grab und Sarg,
vor dem die Felsen springen.

4. Mein Lebetage will ich dich
aus meinem Sinn nicht lassen,
dich will ich stets, gleich wie du mich,
mit Liebesarmen fassen;

du sollst sein meines Herzens Licht,
und wenn mein Herz in Stücke bricht,
ich will mich dir, mein höchster Ruhm,
hiermit zu deinem Eigentum
beständiglich verschreiben.

5. Ich will von deiner Lieblichkeit
bei Nacht und Tage singen,
mich selbst auch dir nach Möglichkeit
zum Freudenopfer bringen.

Mein Bach des Lebens soll sich dir
und deinem Namen für und für
und was du mir zu gut getan,
das will ich stets, so tief ich kann,
in mein Gedächtnis schließen.

6. Erweitre dich, mein Herzensschrein,
du sollst ein Schatzhaus werden
der Schätze, die viel größer sein
als Himmel, Meer, und Erden.

Weg mit den Schätzen dieser Welt
und allem, was der Welt gefällt,
mein großer Schatz, Herr Jesu Christ,
ist dieses, was geflossen ist
aus deines Leibes Wunden.

7. Das soll und will ich mir zunutz
zu allen Zeiten machen;
in Streite soll es sein mein Schutz,
in Traurigkeit mein Lachen,

in Frölichkeit mein Saitenspiel,
und wenn mir nichts mehr schmecken will,
im Durst soll's sein mein Wasserquell,
in Einsamkeit mein Sprachgesell',
zu Haus und auch zum Reisen.

8. Was schadet mir des Todes Gift?
Dein Blut, das ist mein Leben.
Wenn mich der Sonnen Hitze trifft,
so kann mir's Schatten geben:

setzt mir der Wehmut Schmerzen zu,
so find' ich bei dir meine Ruh,
und wenn des Kreuzes Ungestum
mein Schifflein treibet um ind um,
so bist du dann mein Anker.

9. Wenn endlich ich soll treten ein
 in deines Reiches Freuden,
so soll dies Blut mein Purpur sein,
ich will mich darein Kleiden;

es soll sein meines Hauptes Kron',
in welcher ich will vor den Thron
und dir, dem er mich anvertraut,
als eine wohlgeschmückte Braut
an deine Seite stehen.

English.png English translation


1. A little Lamb bears all the guilt
of this world and her children.
Forbearance, patience are His will,
He bears all this world's sinning;

and forth He goes, both weak and worn,
resigned to pain and death e'er long,
accepts the shame, disgrace His path,
fear, pain, and stripes, the cross and death,
and says, I suffer gladly.

2. This little Lamb, the soul's best Friend,
The Lamb of God, our Savior;
whom God the Father chose to send
 to gain for us His favor.

"Go forth, My Son," the Father says,
and free men from the fear of death.
The wrath and stripes are hard to bear,
but by Your Passion we shall share
the fruit of Your salvation."

3. "Yea, Father, and most willingly
I'll follow Your commandment;
my will conforms to Your decree,
Your will is my commandment."

O wondrous Love, what have You done!
unthinkable decision.
O love, O love, how strong you are,
to reach within the grave so dark;
the stone leaps to release Him!

4. In all my days I'll ne'er release
You from my meditating,
and I will You, as You will me,
not cease in love embracing.

You shall bring light into my heart,
and if my heart should break apart,
I give You all my worldly fame,
myself, and all the goods I claim
infull renunciation.

5. I can but sing both night and day
of Your love's boundless measure
and give myself, if give I may,
a small but joyful treasure.

My stream of life shall ever be
a current flowing ceaselessly,
And all that You have done for me,
I'll lock away, tight as can be,
in memory reposing.

6. Expand and grow, O heart of mine,
a treasure chest is needed;
the treasure there to be contained,
has earth and heav'n exceeded.

The treasures of this world are dross,
I've found a love that's better.
The greatest prize I know to be
the blood which Christ has shed for me
from out His wounded body.

7. His blood will benefit my life
in every situation:
to guard me well in time of strife,
make sorrow, exultation,

in joyful times my dance and song,
and when my taste for life is gone,
in times of thirst, a water well,
in loneliness, a friend to tell,
at home or on a journey.

8. Why should I be of death afraid?
Your blood is new life flowing;
Your cross affords me cooling shade
when noonday's sun is glowing.

When by great grief I am oppressed,
on You my weary soul shall rest
You are my Anchor when by woe
my bark is driven to and fro
on trouble's surging billows.

9. If I shall some day come to see
and taste the heav'nly pleasures,
Your blood my royal robe shall be;
I'll clothe me in this treasure.

And it shall be the blessed crown
that I shall wear when I shall come
since He entrusted me to You,
there as a bride bedecked anew,
to stand with You beside me.

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